#29

Bewaffnet mit einem Küchenmesser stehe ich also hinter Roxy Ramirez. Er ist nackt, am pissen und dreht mir mitsamt meinem Küchenmesser den Rücken zu, während er mit Inbrunst versucht, die Kloschüssel in ihrer gesamten Ausdehnung zu benetzen. Er muss sich sicher sein, sehr sicher sogar.

Ich wusste nicht, dass hier noch mehr Gäste eingecheckt haben, grinst er mir über die Schulter zu, offenbar unbeeindruckt von meiner Person und meinem Küchenmesser. Eindruck hinterlässt dagegen seine Person auf mich. Er ist wohl proportioniert. Genau das ist er. Ich habe lange nachgedacht ob er groß ist, oder stark, oder muskulös. Das alles ist er, aber in erster Linie ist er wohl proportioniert. Es passt. Makellose Schale. Ein schöner Mann. Schön anzusehen.

Runde, geschwungene Waden, kräftig parallele Sehnen, die seine Kniekehlen seitlich einfassen, kräftige, majestätische Oberschenkel. Er hat einen kleinen, aber knackigen Hintern, klein wegen männlicher schmaler Hüften, knackig weil leicht angespannt, so dass links und rechts seitlich an den Pobacken runde Vertiefungen deutlich werden, die seinem Hintern eine großartige Form geben. Sein Rücken ist lang und von einer modellhaften Trapezform, von der schmalen Hüfte zu unglaublich breiten Schultern verlaufend. Die Wirbelsäule bsolut gerade durch kleine Erhebungen unter der Haut erkennbar. Am unteren Rippenansatz sind diese leicht zu erkennen, darüber spannen sich aber in kleinen Wellen Muskelbahnen, die nach oben immer kräftiger werden. Sie umschließen die breiten Schultern, die dennoch das darunterliegende Schulterblatt und die obenauf liegenden Ansätze der Schlüsselbeine erkennenlassen.

Dies alles ist in Bewegung, fast im Fluss, während Roxy Ramirez seine Pisspirouetten ausführt. Ein harmonisches Zusammenspiel von Muskeln und Knochen, überspannt von einer braunen, samtglänzenden Haut. Ein Glanz, wie er bei junger, frischer Haut zu beobachten ist. Ein Geschenk der Jugend, dessen Verlust die Menschen mit so viel Einsatz entgegenzuwirken suchen und langsam im Erkennen der Unmöglichkeit nicht nur jenen Glanz der Haut verlieren.

Die Arme sind ebenso kraftvoll geformt. Deutliche Wellen auf den Oberarmen, ein lang geschwungener Unterarm, der von einer muskulösen Rundung unterhalb des Ellenbogens in schlanke aber breite Handgelenke ausläuft. Die perfekte Aufhängung für große Hände mit gleichmäßig geformten nicht zu langen Fingern, die einen Eindruck von Wärme und Stärke ausstrahlen.

Man wünscht sich, diesen Händedruck zu spüren und fürchtet gleichzeitig, zerdrückt zu werden. Dabei stellt sich doch nur ein einzigartig geborgenes Gefühl ein, kräftig umfasst und doch behütet, so als würden diese großen starken Hände behutsam einen kleinen Vogel umfassen, um ihn aus einer Falle zu befreien und ihm danach beherzt die Freiheit zu schenken.

Über den Hals fielen seine knapp schulterlangen, dunklen Haare, die immer diesen leicht feuchten, sportlich glänzenden Eindruck vermitteln. Ansonsten fällt auf, dass sein Körper gänzlich unbehaart ist. Welch zeitraubende, alltägliche Prozedur, den Körper von vermeintlich unhygienisch wuchernden Haaren zu säubern.

Roxy Ramirez ist es das Wert. Es ist keine lästige, tägliche Tortur, als die ich alleine schon die morgendliche Rasur mit stets zu stumpfen Einwegrasierklingen empfinde. Für Roxy Ramirez gehört das dazu, es ist Teil seiner Person. Es perfektioniert ihn, es macht ihn erst zu Roxy Ramirez. Ein perfekter, makelloser Köper. Getrimmt, gebuildet, epiliert, gecremt, gepflegt. Die perfekte Hülle für seinen Auftritt, die Voraussetzung für sein Schauspiel, die Grundlage seines verzaubernden Charmes.