#34

Krass! Roxy Ramirez erfährt etwas über das Leid anderer Menschen und es ist krass. Eine Sensation sozusagen. Nie dagewesen, kaum zu überbieten. In diesem Falle aber an Grausamkeit und Unmenschlichkeit, was nicht zu Mitgefühl, Ekel und Ablehnung führt. Es ist einfach nur krass.

Als Roxy Ramirez von Terror und Gewalt liest, lese ich auf seinem Gesicht Neugier, Interesse und Faszination, wie so etwas möglich sein kann. Heute, bei all den vermeintlichen Sicherheitsvorkehrungen, die ein mächtiger westlicher Staat zur Verfügung hat. Ich könnte ihm etwas von Algorithmen und Telekommunikationsüberwachung erzählen. Doch so weit geht das Interesse nicht. Er weiß, dass es so etwas gibt. Er weiß, dass es offenbar versagt hat. Er hat nicht den Hauch einer Ahnung, was dahinter steckt und er will es offenbar auch nicht wissen.

Er ist nicht auf der Suche nach Fakten und Hintergründen. Ihm genügt Sensation, Emotion und Meinung. Im besten Fall seine eigene Meinung. Schlimmstenfalls eine übernommene vorgefertigte Meinung. Meistens eine Mischung aus beidem. Mehr lässt die Zeit, aber vor allem die Faktenlage garnicht zu. Wobei Roxy Ramirez nicht sehr anfällig für Populismen oder politische Extreme ist. Er steht für sich selbst, das erwähnte ich bereits. Originell sollte es sein. Etwas besonderes: „Menschen, die so etwas tun, stehen erstens unter Drogen und zweitens vor dem Nichts.“ Wer sonst würde auf Grund jenseitiger Daseinshoffnungen aus diesem Leben scheiden? Für Überzeugungen zu sterben, ist für jemanden, dessen einzige Überzeugung es ist, dass er selbst an Position eins gesetzt ist, geradezu paradox.

Nichts. Für nichts lohnt es sich zu sterben. Vor diesem Nichts stehen diese Menschen. Gib ihnen etwas. Irgendetwas. Nimm ihnen das Nichts. Roxy Ramirez macht ein etwas überraschtes Gesicht, auf dem sich langsam ein geradezu weise-versonnenes Lächeln ausbreitet. Wie einfach es ist. Nur irgendetwas, um das Nichts zu beseitigen. Wirklich klug ist, wer Gedanken zu Lösungen ordnet, die tatsächlich umsetzbar sind. Irgendetwas, was könnte leichter sein? Ich sehe ihn an. Ohne Begeisterung oder Zustimmung zu verraten, auch keinen Widerspruch. Ich sehe ihn einfach an. Irgendetwas muss sich doch finden lassen.