#12

Als ich an diesem Morgen aufwachte, war zunächst alles wie immer. Es war kühl, vielleicht etwas kühler als sonst. Und es war sehr früh. Durch die nicht komplett lichtdichten Vorhänge drang ein deutliches Morgengrauen.

Ich hatte wie so oft keinen Grund aufzustehen, abgesehen von Primärbedürfnissen. Leider hatte es das Hotel nie zu fließend Wasser in den Zimmern gebracht. Überhaupt war die Ausstattung mehr als spärlich. Grün-schwarz-melierter, robuster, an der Tür leicht dünn gewordener Teppich. Die Vorhänge in einem eben solchen undefinierbaren Grünton gehalten, wie gesagt, nicht ganz lichtundurchlässig. Es gibt leider keinen Rolladen, mit dem man richtige Dunkelheit herstellen könnte. Dafür sind die Fenster vergittert. Eigentlich beruhigte mich das. Irgendwie sicher, dachte ich zumindest.

Die Tapeten waren einmal weiß. Nun sind sie vergilbt und an manchen stellen auch verschmutzt. Wodurch auch immer. Ich habe versucht, mir die Geschichten hinter den Flecken auszumalen. Besonders der rötliche Fleck in ungefähr einem Meter Höhe am Kopfende des Bettes hat mich oft zu Spekulationen verführt. Allerdings war es nie ein Blutfleck für mich. Das wäre zu naheliegend gewesen. Und er rührt in meinen Überlegungen auch weder von einer spannenden Bettgeschichte noch von einem Verbrechen her. Deshalb störte er mich auch nicht weiter. Kein Anlass ein anderes Zimmer auszuwählen. Zudem es die Zimmernummer 26 hat.