#14

Zimmer 26 dagegen war mir immer sympathisch, trotz allem. Es hat einen Fernseher. Ein guter alter Röhrenfernseher. Er ist zwar winzig und er thront geradezu aberwitzig auf einer zu großen Vorrichtung unter der Zimmerdecke. Mir hat sich nie so ganz erschlossen, was dieser kleine Fernseher dort oben zu suchen hatte. Aber es war unmöglich, ihn von dort herunterzuholen, war er doch mit massiven Schrauben und zusätzlich einem Haltegurt dort oben fixiert. Wenn man also Fernsehen wollte, wäre es zweckmäßig, im Bett zu stehen, um einen guten Blickwinkel auf die sowieso sehr kleine Bildfläche zu haben. Da aber niemand im Bett steht, um fernzusehen, musste man den Kopf so stark in den Nacken legen, das auf Dauer Schmerzen die Folge waren. Daher war die beste Position, im Liegen fernzusehen, auch wenn dies mit perspektivischen Einschränkungen verbunden war. Davon machte ich dennoch eifrigen Gebrauch.

Das Zimmer war nicht sehr komfortabel. Außer dem Bett gab es noch einen alten Kleiderschrank. Ebenso einen Schreibtisch und einen Stuhl. Alle Möbelstücke waren in demselben dunklen Holzfurnier gehalten. An einigen Stellen, an denen das Furnier abgeplatzt war, kam heller grober Pressspahn zum Vorschein. Was aber den Anblick nicht trübte. Weder das Furnier noch der daruntersteckende Pressspahn ließen auch nur die geringste Ahnung von Hochwertigkeit aufkommen. Dafür machte alles einen durchaus massiven Eindruck, was möglicherweise daran lag, dass alle Möbelstücke, mit Ausnahme des Stuhls, absolut statisch, fest verankert und über ebenso dunkel furnierte Holzpanele miteinander verbunden waren. Es war also nicht möglich den Schreibtisch, den Schrank oder das Bett zu verrücken. Alles stand fest, und so wie es aussah bis in die Ewigkeit. Ein Wandel war in diesen Räumen nicht mehr zu erwarten.

Das dringende Bedürfnis eine volle Blase zu entleeren und die Aussicht auf Erleichterung gegen die Vorzüge eines warmen Bettes, noch dazu an einem ungewöhnlich kalten Morgen – das Leben ist voller Entscheidungen, obwohl einem kaum Alternativen bleiben. Und so zwinge ich mich aus dem Bett und begebe mich zur Tür, um die Etagenwaschräume aufzusuchen.