#25

​Ich tue Dinge, die ich nicht tun wollte. Aus Gründen, die sich mir absolut nicht erschließen. Ich hätte mich nicht drauf einlassen dürfen. Ich hätte mich nicht auf diesen Menschen einlassen dürfen.

Gleichzeitig habe ich bei dem, was ich tue, obwohl ich es nie tun wollte, Gefühle, die ich mir immer gewünscht habe. Es kickt mich, es macht mich geil. Ich agiere. Ich habe das Gefühl die Fäden in der Hand zu haben. Ich bin jemand. Ich bin Jens Müller. Der farblose Jens Müller. Genau der, der ich nie sein wollte. Danach bin ich Süchtig, der zu sein, der ich nie sein wollte.

Du wirst es lieben, sagt mir Roxy Ramirez. Und er hatte Recht damit. Er hatte verdammt nochmal Recht. Wie einfach es ist, den Ballast über Bord zu werfen, den man mit sich herumträgt. Einfach das tun, was einem gefällt, was einen kickt und geil macht. Ohne Rücksicht. ohne Seitenblick. Ohne Vorausschau. Das hier und jetzt.

Nur dass die Dinge, die man über Bord wirft, nicht wie von der Klospülung weggespült werden, sondern sich ansammeln, zu einem großen, stinkenden Sumpf. Ein Meer aus Dreck und Ballast. Weggewischte Sorgen, verworfene Ängste. Ausgeschöpfte Abgründe, die man nie entdecken wollte, deren Entdeckung aber einen gewissen Reiz hatte und deren Inhalte nach Benutzung verworfen werden. Alles raus in die Flut.

Zurück bleibt nichts als der Grund. Keine Zeit, kein Gefühl, kein Halt. Nur Gründe, die sich nicht entsorgen lassen.

Du hast zu tief gebohrt, bist zu weit gegangen. Schmerz hast du ignoriert, Gewissen verklappt und Gefühle betäubt. Und du merkst, wie du langsam aber sicher untergehst in deinem selbst gemachten Meer aus Dreck und Ballast.