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Wieso wohnst du hier? Das fragt mich dieser Kerl. Und ich frage ihn wieso, was ist so falsch daran? Es ist ein Hotel, sagt er, so als müsste ich wissen, was er mir damit sagen will. Soweit so gut. Was alles noch viel verwirrender macht. Warum sollte ich nicht in einem Hotel wohnen? Klar es ist ein wenig anonym, es hat wenig Individualität.

Einer wie Roxy Ramirez könnte in einem Hotel wohnen. Das wäre doch der Gipfel der Unabhängigkeit. Man ist zu nichts verpflichtet, man kann kommen und gehen wann man will, die Menschen sind freundlich und das Zimmer ist stets aufgeräumt. Im Hotel des Vertrauens sind auch die Bäder immer einwandfrei in Ordnung. Frisch geputzt, nachpoliert. Gut für einen Kerl wie Roxy Ramirez, der mit Sicherheit im Stehen pinkelt und seine Sachen gerade dort liegen lässt, wo er sie ablegt. Der sowieso sein festes Outfit hat, nicht​ auf einen gut gefüllten Kleiderschrank angewiesen ist, den er zweifellos trotzdem hat. Sauber aufgeräumt, frisch gebügelt und gereinigt, Schuhe über Nacht geputzt.

Wieso fragt er mich, warum ich in einem Hotel wohne? Roxy Ramirez muss geradezu in einem Hotel wohnen, wird freundlich gegrüßt, kann mit Trinkgeld um sich werfen. Mit der Zeit kennt er das Personal, der Service ist so gut, dass er manche Sonderleistungen beinhaltet, was ihm besonders bei seinen nächtlichen Eskapaden, dunklen Geschäften und Frauenbesuchen zu Gute kommt, die er sicherlich in großer Zahl erhält. Ein Schein hier, ein Zwinkern dort, und vielleicht wird alles noch ein bisschen besser sauber gemacht, manch Makel beseitigt, der ansonsten zu Unannehmlichkeiten führen könnte. Ja, gut gelaunt, lächelnd durch die Lobby, mit großen Schritten und wehendem Mantel, mit Sicherheit, alle liegen dir zu Füßen, wenn das Kleingeld in der Manteltasche klimpert. Das wäre doch ein Leben für Roxy Ramirez.