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Roxy Ramirez besitzt einen Kaminofen. Es ist ein prunkvolles Schaustück. Er funktioniert sogar, in ihm brennt Feuer, aber er verbreitet dennoch kaum Wärme. Dies liegt möglicherweise an den ansonsten dominierenden, blankgeschliffenen Betonwänden. Dennoch ist der Umstand sicher zu verschmerzen, da das Loft mit einer Fußbodenheizung ausgestattet ist und über mehrere, über ein Steuerpanel unabhängig geschaltete Komfortklimazonen verfügt. Der Ofen ist ein Detail des Lofts, das sich nahtlos einfügt. Es sticht nichts heraus. Obwohl der Ofen durchaus in der Lage wäre, herauszustechen. Ein edler Kaminofen.

Edel wie die Badewanne, die selbstverständlich nicht in ein Badezimmer verbannt wurde, sondern in bester Lage am Panoramafenster steht. In direkter Nachbarschaft des Bettes. Ein Schlafzimmer sucht man vergeblich. Die Aussicht scheint das entscheidende Kriterium zu sein. Baden und Schlafen mit Blick auf die Stadt. Störende Wände gibt es nicht. Auch die Küche ist im Raum integriert und ein Arbeitszimmer benötigt ein Mensch wie Roxy Ramirez nicht, der – so er denn arbeitet – vollfunkvernetzt sein ganzes Leben zur Arbeitsfläche macht.

Funktional eingedampft. Wasserdampf in der ganzen Wohnung, Wassertropfen auf dem Teppich. Exponiert, keine Dunkelheit, keine Behaglichkeit. Welchen Vorteil hat es, nicht vorhandene Bade- und Schlafzimmer beim Kochen betrachten zu können und mit Essensdämpfen einzunebeln? Ich verstehe das nicht, aber meine Argumente werden von einem Roxy-Ramirez-Lächeln eingenebelt. Roxy Ramirez kompensiert so etwas durch eine Sieben-Zonen-Komfort-Klima-Automatik oder einfach durch Lebensart. Ich kenne seine Antwort: Das alles stört ihn nicht. Er liebt die Freiheit.